Einleitung


Die Trauer um einen verstorbenen Menschen ist stets eine individuell geprägte Situation. Unterschiedlichste persönliche Umstände wie zum Beispiel die emotionale Nähe zu dem Verblichenen, die eigene momentane psychische Verfassung oder das soziale Umfeld können den Kummer um den Verlust eines Freundes, eines Verwandten maßgeblich beeinflussen.

Die persönliche Trauer bleibt immer eine subjektive Erfahrung, deren Einfluss auf das Individuum nicht vorhersehbar ist.


Trotzdem oder vielleicht gerade aus diesem Grund wird die Trauer in allen Kulturen in einen stark gesellschaftlichen Aspekt eingebettet. So entwickelt jede ethnische Gemeinschaft zur Überwindung des Verlustschmerzes tradierte Rituale, die es dem Einzelnen erleichtern, mit seinem persönlichen Kummer umzugehen und in der Familie oder der Gemeinde Trost und Zuversicht zu finden.


Zumeist entstehen in unterschiedlichen Glaubens- und Religionsgemeinschaften auch unterschiedliche Sterbe-, Beerdigungs- und Trauerriten. Diese tradierten Bräuche erfüllen dabei gleich mehrere soziale und individuelle Aufgaben in der Bewältigung des Verlustes. Sie geben dem Einzelnen Halt in vorgeschriebenen kultischen Handlungen und auferlegten Verhaltensregeln und sie stärken die Gemeinschaft durch den vereinten Abschied vom verlorenen Gruppenmitglied ebenso wie durch dessen Ehrung. Sie dienen mittels Gebeten und Zeremonien zusätzlich der spirituellen Stärkung des Kollektivs. Bei vielen Bestattungsriten spielen auch hygienische Aspekte eine Rolle, die jedoch oft durch die Umwidmung zu religiösen Handlungen in ihrem Ursprung nicht mehr erkennbar sind.


Die Zugehörigkeit zu einer religiösen Gemeinschaft war anfänglich vom geografischen Lebensraum abhängig. Somit waren die Bräuche, denen eine Person unterworfen wurde, an den Lebensort gebunden. Durch die stetig zunehmende Mobilität des Menschen und den Zwang, aus wirtschaftlichen oder ethnischen Gründen seine Heimat und somit sein soziales und religiöses Umfeld aufzugeben, findet nunmehr eine Umkehrung, nämlich die Bindung religiöser Rituale an das Individuum, statt. Dadurch wiederum kommt es oft zu Konflikten, wenn sich diverse Traditionen auf zu engem Raum widersprüchlich gegenüberstehen.


In einer multikulturellen Gesellschaft wie der unsrigen ist es wichtig, bereits den Kindern ein Basiswissen davon zu vermitteln, wie unterschiedlich die Traditionen und Rituale in den verschiedenen Religionsgemeinschaften sind. Nur so kann ein Verständnis für das Fremde aufgebaut werden, was wiederum die Grundlage für ein tolerantes Miteinander schafft. An den Beispielen der vier großen Weltreligionen Judentum, Buddhismus, Islam und Hinduismus zeigen wir auf den nachfolgenden Seiten die essentiellen Unterschiede von Trauer- und Bestattungsritualen auf und vermitteln neben dem Umgang mit dem Tod auch das Leben in anderen Kulturen.

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